
Digitaler Tresor für sicheren Datenaustausch: Makeathon XCHANGE4INDUSTRY
Die Gewinner des Makeathons XCHANGE4INDUSTRY stehen fest: Amal Nimmy Lal, Aryman Deshwal, Abdul Moic Lakadkutta, Muhammad Ammar Tanweer und Samuel Tekyi haben mit ihrer Idee eines Datenaustauschportals zwischen Hersteller und Kunden die Jury überzeugt. Das Gewinnerteam erhält ein Preisgeld von 3.000 Euro, das von der Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter gestellt wird. Insgesamt arbeiteten 40 Teilnehmende in sieben Teams am 3. und 4. Dezember im IoT Xperience Center in Paderborn an drei Challenges rund um souveränen Datenaustausch in der Industrie.
„Mit dem Makeathon schaffen wir für unsere Unternehmen ein geschütztes Experimentierfeld. Sie können reale Herausforderungen einbringen, neue Lösungswege testen und direkt sehen, was funktioniert. Unser Ziel ist, dass aus den Ideen konkrete Umsetzungsprojekte entstehen, die Wettbewerbsfähigkeit stärken und den souveränen Umgang mit Daten im Unternehmensalltag verankern“, sagt Günter Korder, Geschäftsführer des Technologie-Netzwerks it’s OWL und Mitglied der Makeathon Jury.
Der Spitzencluster it’s OWL organisierte den Makeathon gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM und dem Heinz Nixdorf Institut im Rahmen des Projekts DaFoX. Das Projekt unterstützt Unternehmen beim Einstieg in den Datenraum Factory X und macht den souveränen Umgang mit Daten in Wertschöpfungsnetzwerken praktisch erfahrbar.
Datensouveränität als Ausgangspunkt
Viele Industrieunternehmen speichern ihre Daten heute bei außereuropäischen Anbietern. Das kann sie abhängig machen, rechtlich angreifbar und schränkt ihre Datensouveränität ein. Gleichzeitig sind Daten das Rückgrat moderner Wertschöpfungsketten. Je mehr Unternehmen sich vernetzen, desto wichtiger werden klare Regeln, wer welche Daten wofür nutzen darf.
Der Makeathon XCHANGE4INDUSTRY setzt genau hier an. Die zentrale Frage lautet: Wie kann souveräner Datenaustausch im Alltag von Maschinenbau, Automatisierung und Elektronik aussehen, so dass Daten sicher, kontrolliert und mit klaren Nutzungsrechten zwischen Partnern fließen können.
Ein Makeathon ist ein Innovationswettbewerb, bei dem interdisziplinäre Teams in kurzer Zeit an konkreten Aufgaben arbeiten. Der Begriff setzt sich aus „make“ für machen und Marathon zusammen. Beim Makeathon XCHANGE4INDUSTRY entwickeln die Teams in zwei Tagen Ideen und Prototypen für den souveränen Austausch von Daten zwischen Unternehmen.

Drei Challenges aus der industriellen Praxis
Im Mittelpunkt des Makeathons standen drei Aufgabenstellungen von Unternehmen aus OstWestfalenLippe: Werkzeugbau Berger GmbH, G. Kraft Maschinenbau GmbH und WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG. Sie spiegeln typische Fragen wider, vor denen viele industrielle Betriebe im Umgang mit Daten stehen.

Kraft Maschinenbau beschäftigte die wachsende Bedeutung von Softwareupdates im Maschinen und Anlagenbau. Gesucht wurden Ansätze, wie Unternehmen Updates für Anlagensoftware künftig planbar, sicher und effizient bereitstellen können. Dazu gehört etwa, Updates über den Lebenszyklus einer Anlage zu organisieren, Ausfallzeiten zu minimieren und klare Regeln für Berechtigungen und Verantwortlichkeiten zu schaffen.
In der Challenge von WAGO stand der Digital Product Passport im Mittelpunkt. Ein Digital Product Passport ist ein digitaler Produktepass, der wichtige Informationen über ein Produkt entlang seines Lebenszyklus bündelt. Die Teams arbeiteten an Ideen, wie über QR Codes und digitale Pässe sichtbar wird, was ein Artikel im Lauf seines Lebens „erlebt“ hat und wie er zurückgegeben, repariert oder recycelt werden kann. Dazu gehört auch die Frage, welche Daten Kundinnen und Kunden beim Scan eines QR Codes sehen sollen und welche Anreize sie zu nachhaltigem Handeln motivieren.
Die Gewinner-Idee: Ein digitaler „Datentresor“
Gewonnen hat eine Idee zu der Challenge des Unternehmens Werkzeugbau Berger GmbH. Das KMU aus Salzkotten stellte die Frage, wie sich Produktdaten entlang der gesamten Wertschöpfungskette lückenlos nachvollziehen lassen. Ziel der Challenge war, Informationen zu einem Produkt so zu strukturieren, dass Herkunft, Einsatzorte und wichtige Zustände jederzeit transparent bleiben. So sollen Unternehmen beispielsweise nachvollziehen können, wann ein Bauteil gefertigt, gewartet oder überarbeitet wurde.
Die Lösung: Ein „Digital Vault“ bündelt alle kundenspezifischen Werkzeugdaten an einem Ort, ergänzt durch ein „IoT Pulse“, das Nutzungsdaten wie Zykluszahlen oder Temperatursprünge direkt aus der Anwendung erfasst. Hersteller und Anwender sehen so auf einer gemeinsamen Zeitleiste, wann ein Werkzeug konstruiert, ausgeliefert, eingesetzt, gewartet oder überarbeitet wurde und unter welchen Bedingungen es tatsächlich im Einsatz ist. Auf dieser Basis können perspektivisch smarte Garantien, vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) und besser fundierte Designentscheidungen entwickelt werden.
Die Idee eines gemeinsamen Portals für den Datenaustausch mit unseren Kunden trifft genau ins Schwarze. So ein digitaler Assistent macht die Zusammenarbeit einfacher und gibt uns bei Berger mehr Freiraum für unser Kerngeschäft, die Herstellung von Spritzgusswerkzeugen.
Geschäftsführer Marius Haacke ist begeistert: „Die Idee eines gemeinsamen Portals für den Datenaustausch mit unseren Kunden trifft genau ins Schwarze. So ein digitaler Assistent macht die Zusammenarbeit einfacher und gibt uns bei Berger mehr Freiraum für unser Kerngeschäft, die Herstellung von Spritzgusswerkzeugen.“ Jetzt wolle er gemeinsam mit dem Team prüfen, wie sie den Ansatz konkret ins Unternehmen holen könnten. Der Kontakt über it’s OWL sei dabei ein echter Mehrwert, weil er Zugang zu neuem Know-how öffne und die Vernetzung in der Region fördere.

Zwei Tage konzentriertes Arbeiten unter Hochdruck
Der Makeathon fand im IoT Xperience Center an der Zukunftsmeile 2 in Paderborn statt. Am ersten Tag standen das gemeinsame Verständnis der Problemstellungen und die Entwicklung erster Lösungsideen im Mittelpunkt. Nach einer Einführung in die Challenges starteten die Teams in die Arbeitsphasen, sammelten Ideen und strukturierten die Aufgaben. Am Nachmittag stellten sie ihre Zwischenstände in kurzen Mid Pitches vor und erhielten direktes Feedback von den Challenge Ownern.
Am zweiten Tag schärften die Teams ihre Konzepte, setzten Prototypen um und bereiteten die Abschlusspräsentationen vor. Die Bandbreite reichte von User Interface Skizzen über Click Dummys bis hin zu ersten digitalen Demonstratoren. In den Final Pitches präsentierten die Teams ihre Lösungen vor der Jury, die im Anschluss die Gewinnerteams auswählte und bei der Award Ceremony auszeichnete.

„Die Teams haben in sehr kurzer Zeit greifbare Ansätze für souveränen Datenaustausch entwickelt. Für Unternehmen kann das eine solide Grundlage sein, um den Einstieg in Datenaustausch und Datenräume vorzubereiten sowie erste Projekte aufzusetzen“, sagt Ulrich Ahle, Geschäftsführer der GAIA X European Association for Data and Cloud AISBL und Mitglied der Makeathon Jury.
Nutzen für Unternehmen: Datensouveränität greifbar machen
Mit dem Makeathon XCHANGE4INDUSTRY erhalten Unternehmen einen praxisnahen Blick darauf, wie souveräner Datenaustausch in Wertschöpfungsnetzwerken funktionieren kann. Die im Rahmen der Challenges entwickelten Ideen und Prototypen zeigen, wie Rückverfolgbarkeit, Interoperabilität und Kreislaufwirtschaft bei Produktdaten konkret umgesetzt werden können.
https://www.youtube.com/shorts/AlQdq-G_TyI
Gleichzeitig knüpft der Makeathon an die Ziele des Projekts DaFoX an. DaFoX-OWL wird mit rund 420.000 Euro vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie von der Europäischen Union gefördert. Es wird getragen vom Fraunhofer IEM und dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn – in enger Zusammenarbeit mit Partnern wie Factory-X, Gaia-X, it’s OWL und OWL Maschinenbau. Die Ergebnisse helfen Unternehmen dabei, den Einstieg in den Datenraum Factory X vorzubereiten, passende Anwendungsfälle zu identifizieren und erste Schritte in Richtung standardisierter Datenräume zu gehen.
Impressionen vom Makeathon































