
Elektronik neu gedacht: Unternehmen und Forschungsinstitute aus OWL entwickeln Bauplan für nachhaltige Produkte
Immer strengere Umweltauflagen, neue gesetzliche Vorgaben und ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit setzen Unternehmen unter Zugzwang – besonders, wenn ihre Produkte viele elektronische Komponenten enthalten. Ob Haushaltsgeräte oder Industrieelektronik: Wer künftig wettbewerbsfähig bleiben will, muss Kreislaufwirtschaft schon in der Entwicklung mitdenken. Genau hier setzt das it’s OWL Projekt ZirkuPro an. Mit einem klar strukturierten Vorgehensmodell und einem praxisnahen Methodenkoffer erhalten Unternehmen erstmals ein umfassendes Werkzeug, um zirkuläre Prinzipien konsequent in den Produktentstehungsprozess zu integrieren.
Ob ein Produkt langlebig, reparierbar und wiederverwendbar ist, entscheidet sich bereits in den frühen Phasen der Entwicklung. Materialauswahl, Designprinzipien, geplante Nutzungsdauer oder Geschäftsmodelle – all das beeinflusst die Kreislauffähigkeit maßgeblich. Bislang fehlten jedoch konkrete, anwendungsnahe Hilfen, um diese Entscheidungen gezielt in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.
Abschlussbericht als kostenfreier Download
Der Abschlussbericht des Projekts ist ab sofort auf der it’s OWL Innovationsplattform verfügbar. Registrieren Sie sich kostenlos und laden Sie den Bericht mit allen Details zu den Projektergebnissen herunter.
ZirkuPro liefert Struktur und Werkzeuge
Gefördert durch das Land NRW haben Fraunhofer IEM, Fraunhofer IZM, das Heinz Nixdorf Institut und die Unternehmen Miele, CP contech, Diebold Nixdorf und WAGO eine Systematik für die zirkuläre Produktentstehung intelligenter technischer Systeme entwickelt. Sie umfasst zwei zentrale Bausteine:
- Ein Vorgehensmodell in fünf Phasen – von der Initiierung über Potenzialanalyse und Konzeptentwicklung bis zur Evaluation und Umsetzung.
- Einen Methodenkoffer mit 21 Werkzeugen – von etablierten Verfahren wie der Lebenszyklusanalyse (LCA) bis zu neuen Ansätzen wie dem Circular Readiness Check, dem Circular Business Model Canvas oder der EcoDesign-Checkliste. Jede Methode ist klar strukturiert und einem Ziel zugeordnet: Potenziale erkennen, Lösungen entwickeln oder Ergebnisse bewerten.
Aus der Theorie in die Praxis
In Pilotprojekten mit den beteiligten Unternehmen wurde die Systematik erfolgreich erprobt:
- Miele nutzte den Circular Readiness Check, um die Umweltwirkungen elektronischer Baugruppen zu analysieren und Maßnahmen zur CO₂-Reduktion in der Backofenproduktion abzuleiten.
- CP contech setzte die EcoDesign-Checkliste und das Circular Business Model Canvas ein, um kreislauffähige Produkte für die E-Mobilität zu gestalten.
- Diebold Nixdorf reduzierte durch Designänderungen – etwa neue EEPROM-Konzepte – gezielt den CO₂-Fußabdruck elektronischer Komponenten.
- WAGO entwickelte modulare, upgradefähige Touchpanels, die Reparatur und lange Nutzungsdauer ermöglichen.
„In Workshops und Fachdiskussionen konnten wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen und ein gemeinsames Verständnis für zentrale Herausforderungen schaffen – etwa bei der systemischen Bewertung von Nachhaltigkeit, dem Umgang mit fehlenden Daten oder der Komplexität durch vielfältige Stakeholder mit teils gegensätzlichen Interessen“, sagt Luca Twardzik, Projektleiter am Fraunhofer IEM. „Das positive Feedback unserer Industriepartner und der intensive Wissenstransfer zeigen, dass ZirkuPro den Nerv der Zeit trifft.“
ZirkuPro-Demonstrator: Kreislaufwirtschaft zum Anfassen
Ein besonderes Highlight ist der entwickelte ZirkuPro-Demonstrator: Ein modellhafter Produktlebens-zyklus – visualisiert mit Klemmbausteinen – zeigt anschaulich, wie Design- und Geschäftsentscheidun-gen Kreislauffähigkeit beeinflussen. Ergänzt durch ein Stop-Motion-Video wird die komplexe Thematik greifbar und verständlich vermittelt.
Mit Systematik zur zirkulären Produktentstehung
Mit ZirkuPro steht der Industrie eine praxisnahe, modular aufgebaute Systematik zur Verfügung, die die Umsetzung zirkulärer Produktentstehung deutlich erleichtert – vom strategischen Leitbild bis zur konkreten Designentscheidung. Unternehmen werden dadurch befähigt, Nachhaltigkeit strukturiert anzugehen, regulatorische Anforderungen zu erfüllen und zugleich ökonomisches Potenzial durch zirkuläre Geschäftsmodelle zu erschließen. Das Projekt schafft damit eine solide Grundlage für weitere Forschungs- und Transferaktivitäten – und setzt wichtige Impulse für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und eine zukunftsfähige Industrie.