
Remanufacturing in der Praxis: GoProZero Projektteam besucht ZF Friedrichshafen in Bielefeld
Wie sieht Kreislaufwirtschaft im industriellen Alltag konkret aus, jenseits von Strategiepapiere und Zielbildern Im it’s OWL Projekt GoProZero geht es genau um diese Frage. Knapp 20 Vertreter:innen aus Unternehmen und Forschung haben sich deshalb bei der ZF Friedrichshafen AG am Standort Bielefeld ein eigenes Bild gemacht. Im Mittelpunkt standen die R Strategie Remanufacturing und die Frage, wie sich Aufarbeitung, Daten und KI zu einem wirtschaftlichen und nachhaltigen Geschäftsmodell verbinden lassen.
Die ZF Friedrichshafen AG hat sich am Standort Bielefeld auf die Aufarbeitung von gebrauchten Kupplungsaggregaten und Drehmomentwandlern spezialisiert. Das 1915 gegründete Unternehmen ist mit ca. 169.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 160 Standorten in etwa. 30 Ländern vertreten. Bielefeld zählt mit einer rund 200-köpfigen Belegschaft zu den weltweit 25 nachhaltigkeits-orientierten „Remanufacturing“-Zentren. Hier werden Produkte in ihre Einzelkomponenten zerlegt, gereinigt, geprüft, aufgearbeitet und wieder montiert.
Alt-Aggregate im großen Stil: Vom Eiffelturm-Gewicht zum Neuprodukt
Im Werk Bielefeld werden täglich 40-50 t Alt-Aggregate für die Aufarbeitung sortiert. Pro Jahr entspricht dies ungefähr dem Gewicht des Eiffelturms. Hieraus entstehen für die Rückführung in den Markt rund 120.000 Kupplungsdruckplatten, 105.000 Kupplungsscheiben, 2.500 Drehmomentwandler sowie 45.000 ConActs
Nach einer Unternehmensführung gaben der Standortleiter Jörg Witthöft sowie der Technische Leiter Thorsten Krug Einblicke in den Prozess der Wiederaufarbeitung sowie in die Herausforderungen des Altteilemanagements. Auch KI Prozesse haben bereits vor fünf Jahren Einzug ins Unternehmen gehalten und unterstützen bei der Zustandserkennung von Produktfedern.
Cradle to Cradle als Leitplanke für konsequente Zirkularität
Das gesamte Aufarbeitungs-Produktportfolio ist nach dem „Cradle-to-Cradle“-Standard für eine konsequente Kreislaufwirtschaft zertifiziert. Dies ist eine internationale Zertifizierung für Rohstoffe und Produkte, die vollständig wiederverwendet werden können, um ihren Wert zu erhalten oder sogar zu steigern. Um eine Zertifizierung zu erhalten, wird ein Produkt anhand der fünf Qualitätskategorien Gesunder und sicherer Umgang mit Materialien, Wiederverwendung von Materialien, Erneuerbare Energien, Verantwortlicher Umgang mit Wasser und Soziale Verantwortung bewertet.
Im Vergleich zu einem Neuteil reduziert sich der Materialverbrauch durch die aufgearbeiteten Produkte um bis zu 95 Prozent. Die Einsparungen bei Energie und CO2 liegen bei bis zu 85 bis 90 Prozent. Der Standort Bielefeld wurde 2024 und 2025 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.