Auf dem Weg zur perfekten Spülmaschine: Miele arbeitet an Robotik-Lösung
Eine Spülmaschine, die sich von allein ein- und ausräumt: Eine Vision, die dank des it’s OWL Projekts ‚Hybrid-Living‘ Wirklichkeit werden soll. Wie das mit Hilfe eines Haushaltsroboters funktionieren kann, vor welchen komplexen Herausforderungen der Roboter und das Projektteam stehen und wie eine Doktorantin aus Glasgow sich dem Thema widmet, darüber haben wir mit Dr. Holger Ernst, Leiter des Innovationsmanagement bei Miele, gesprochen.
Das Ein- und Ausräumen des Geschirrspülers kann eine lästige Aufgabe sein, wie schätzen Sie die Chancen ein, dass eine Robotik-Lösung für die Aufgabe gut angenommen wird?
Dr. Holger Ernst: „Bei fast allen Marktforschungsstudien in den wir fragen: ‚Was stört Sie als Kunde beim Geschirrspüler?‘, oder ‚Was soll Miele bei Geschirrspüler noch verbessern?‘, wird als Erstes gesagt: ‚Die Miele-Geschirrspüler sind super, aber wenn sie sich jetzt auch noch allein Ausräumen würden – das wäre perfekt!‘.
Es gibt bei den Kunden ein starkes Bedürfnis nach ’seamless comfort‘, das heißt, nach einem reibungslosen und nahtlosen Komfort im Alltag. Ein Geschirrspülautomat, der sich von allein ein- und ausräumt, hat ein hohes Marktpotenzial. Welche technischen Hürden es im Detail gibt, ist ein wesentlicher Inhalt im ‚Hybrid-Living‘-Projekt.“
Seit vielen Jahren beschäftigen Sie sich bei Miele mit dem Thema Haushaltsrobotik. Wie kam es dazu, dass Sie das Thema nun in einem it’s OWL Projekt angehen?
Dr. Holger Ernst: „Miele hatte in der Vergangenheit schon mehrere Kooperationsprojekte mit dem CITEC der Universität Bielefeld. Eine zentrale Erkenntnis aus einem dieser Projekte war, dass es nicht nur um die Interaktion zwischen Haushaltsgerät und Serviceroboter geht, sondern, dass man das Thema größer denken muss.
Daher ist it’s OWL die ideale Plattform für uns, um mit starken Partnern aus der Region, das Zukunftsthema Service-Robotik in der Küche anzugehen.
Dr. Holger Ernst, Leiter des Innovationsmanagement bei Miele
Daher ist it’s OWL die ideale Plattform für uns, um mit starken Partnern aus der Region, das Zukunftsthema Service-Robotik in der Küche anzugehen. Als ehemaliger Robot-Cup-Weltmeister bringt das CITEC die Kompetenz im Bereich der Informatik mit.
Das Start-up Neura Robotics hat kürzlich ein Forschungszentrum in Bielefeld gegründet und entwickelt mobile Roboterplattformen. Mit Hettich haben wir, sprichwörtlich ‚das Scharnier in die Küchenmöbelindustrie‘ als weiteren starken Konsortialpartner für das Projekt gewinnen können. Mit uns als Küchengerätehersteller runden wir das Konsortium ab.“
Wie geht Miele bei der Entwicklung des Roboters vor und was müssen Sie dabei beachten?
Dr. Holger Ernst: „Jeder Konsortialpartner bringt eigene Schwerpunkte und Kompetenzen in das Projekt mit ein. Aktuell arbeitet Miele sehr stark mit im Arbeitspaket ‚Nutzererwartung‘. Eine Doktorandin von der Universität Glasgow, die gerade ein Industriepraktikum bei Miele macht, geht der komplexen Frage nach, wie ein Haushaltsroboter, der in der Küche unterstützt, mit dem Menschen interagieren sollte.
Hier ein kleines Beispiel: Nach dem Frühstück gibt man dem Roboter das Kommando: ‚Bitte den Frühstückstisch abräumen.‘ Das klingt einfach und eindeutig. Aber woher weiß der Roboter, dass die empfindliche Blumenvase nicht in den Geschirrspüler geräumt werden soll, während die optisch ähnliche Wasserkaraffe eingeräumt werden soll? Je mehr man über das Thema nachdenkt, umso deutlich wird, wie komplex das Thema ist.“
Im Gegensatz zu Industrierobotern sind Haushaltsroboter eine relativ neue Entwicklung. Ähneln sich die Anforderungen von Haushalts- und Industrierobotern?
Dr. Holger Ernst: „Nein, uns war dieses Projekt so wichtig, weil wir gravierende Unterschiede in den Anforderungen an Industrie- und Haushaltsrobotern sehen. In der Industrierobotik gibt es Herausforderungen, für die es seit 20 Jahren etablierte Lösungen gibt. Diese Lösungsansätze lassen sich zum Teil gar nicht auf den Bereich der Haushaltsrobotik übertragen. Daher werden sich die Erkenntnisse aus dem Hybrid-Living-Projekt auf andere Fragestellungen in der Haushaltsrobotik übertragen lassen und somit auch für andere Unternehmen sehr interessant sein.“