Nachhaltig wirtschaften: Wie Ökobilanz und Ökodesign den Weg in die Kreislaufwirtschaft ebnen

Die Gestaltung nachhaltiger Produkte ist für Unternehmen ein zentraler Baustein, um Klimaziele zu erreichen und innovative Geschäftsmodelle der Zukunft zu fördern. Das it’s OWL Projekt ‚ZirkuPro‘ zeigt, wie Unternehmen mithilfe von Ökobilanzen und gezielten Ökodesign-Prinzipien den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft vorantreiben können. Eine zentrale Erkenntnis: Auch in etablierten Industrien schlummern überraschende Potenziale für mehr Nachhaltigkeit.

Eine Ökobilanz versucht die Umweltwirkungen eines Produktes oder einer Dienstleistung entlang des Lebensweges zu identifizieren und zu quantifizieren. Sie kann zielgruppenspezifisch unterschiedliche Schwerpunkte haben, zum Beispiel bei der betrachteten Lebensphase oder der untersuchten Umweltweltwirkung, und dementsprechend verschiedene Detaillierungsgrade aufweisen.

So hat sich die Ökobilanz entwickelt

Ursprünglich wurden Ökobilanzen von Unternehmen eingesetzt, um ökonomische Entscheidungen zu treffen. In den 70er und 80er Jahren waren sie beispielsweise ein Mittel um Energie- und Abfalloptimierungen innerhalb eines Unternehmens vorzunehmen.

In den 90er Jahren gab es erste Vereinheitlichungsbestrebungen, die in der Erstellung eines ISO-Standards für Ökobilanzen mündete. Seitdem wird dieser Standard fortlaufend weiterentwickelt, erweitert und in Richtlinien und Regulatorik weltweit verwendet.

Mit der geplanten Einführung des Digitalen Produktpasses seitens der EU-Kommission sollen die in der Vergangenheit entstandenen Standards und Regulatorien digitalisiert, harmonisiert und vereinheitlicht werden, um Minderungsstrategien in Bezug auf Treibhausgasemissionen mit dem 1,5°C-Ziel zu fördern und zirkuläre Geschäftsmodelle in der Breite zu etablieren.

Ökodesign: Lösungen für langlebige und recycelbare Produkte

Ein wesentlicher Bestandteil zur Erreichung der Klimaziele ist das Ökodesign. Die Ökobilanzierung bietet die Möglichkeit Schwerpunkte für ein umweltoptimiertes Produktdesign zu identifizieren und Verbesserungsoptionen abzuwägen.

Diese Abwägung ist notwendig, da innerhalb von Herstellungsphase, Nutzungsphase und Lebenszeitende je nach Designentscheidung Konflikte entstehen können. Auf der einen Seite steht die Langlebigkeit und damit die Robustheit, Reparaturfähigkeit oder Upgrade-Fähigkeit im Fokus. Auf der anderen Seite soll eine Verwendung des Produktes oder einzelner Komponenten, Bauteile und Materialien und deren Recycling sichergestellt werden.

Damit wird das Produktdesign zukünftig anspruchsvoller und es können wirtschaftliche und technische Zielkonflikte entstehen. Die potenziellen Zielkonflikte müssen Unternehmen durch ökologisch begründete Designentscheidungen und Lebenszyklus-orientierte Geschäftsmodelle managen.

Der Weg zur Kreislaufwirtschaft: Das Schaubild zeigt, wie Produkte und Materialien durch Recycling, Wiederverwendung und Reparatur länger im Wirtschaftskreislauf bleiben, um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu minimieren.

In der Herstellungsphase ist es sinnvoll gebrauchte oder aufbereitete Komponenten zu verwenden oder den Einsatz von Rezyklaten zu ermöglichen. Auch die Reduzierung der Materialvielfalt und Materialverbünde ist in die Phase von hoher Relevanz. In der Nutzungsphase spielt die Reparaturmöglichkeit eine große Rolle, die zum Beispiel durch modulares Design oder eine Zustandsüberwachung verbessert werden kann.

Auch eine Lebensdauerverlängerung durch die Bereitstellung von Softwareupdates oder die Erhöhung der Robustheit spielt hier eine Rolle. Typische Ausfallmechanismen, wie Feuchte oder thermischer und mechanischer Stress sollten hier adressiert werden. Am Lebensende des Produktes sind wieder andere Faktoren für das Ökodesign relevant. Eine zerstörungsfreie Demontage von Komponenten und Baugruppen oder die Entstückung von recyclingspezifischen Materialfraktionen (z.B. Eisen, Aluminium, Kupfer, Cobald, sowie Kunststoffe, Harze oder Glas) sind hier essenziell.

Unternehmen profitieren von neuem Wissen und Methodenkompetenz

Im Rahmen des ZirkuPro-Projektes hat das Projektteam umfangreiche Schulungen und Workshops durchgeführt, um eine Wissensbasis zum Thema Ökobilanzierung bei den Industriepartnern zu schaffen und sie zu befähigen, zukünftig eigene Ökobilanzierungen Standard-konform durchführen zu können.

Innerhalb des Projektes wurden ebenfalls umfangreiche Ökobilanzen der Partnerprodukte erstellt und die jeweils passenden Ökodesign-Prinzipien in Bezug auf mechanisches Design, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit, Reparatur und Recycling, sowie dem elektrischen Design abgeleitet.

„Die Erstellung der Ökobilanz im Rahmen unseres Pilotprojekts hat uns wertvolle Einblicke in die Umweltwirkungen unserer Produkte ermöglicht. Besonders überraschend war das Potenzial im Bereich der Elektronik, aus dem wir wertvolle Erkenntnisse abgeleitet haben, die wir nun gemeinsam mit unserer Elektronikentwicklung umsetzen werden, um noch nachhaltigere Lösungen zu schaffen“, sagt Tobias van der Beck von Miele.

Ökologische und wirtschaftliche Vorteile

Das it’s OWL Projekt ‚ZirkuPro‘ zeigt, wie Unternehmen aktiv zur Kreislaufwirtschaft beitragen und gleichzeitig innovative Impulse für ihre Produktentwicklung gewinnen können. Die Kombination aus Ökobilanzierung und gezieltem Ökodesign bietet nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile.

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