Nachhaltigkeit im Engineering: Ein Leitfaden für Unternehmen

Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur ein Trend, sondern ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, die ihre Produkte nachhaltig gestalten, sichern sich nicht nur Marktanteile, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Doch wie integriert man Nachhaltigkeit effektiv in den Entwicklungsprozess? Das neue Kompendium des it’s OWL Projekts ‚Sustainable Lifecycle Engineering (SLE)‘ bietet hierfür eine praxisnahe Lösung. Es unterstützt Entwickler:innen und Produktmanager:innen dabei, Nachhaltigkeitsaspekte bereits in der frühen Phase des Engineerings zu berücksichtigen – und das über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.

Ein Kompendium ist eine systematische Zusammenstellung von Wissen und Informationen zu einem bestimmten Thema. Das kürzlich veröffentlichte Kompendium des SLE-Projekts ist eine prägnante und umfassende Sammlung relevanter Nachhaltigkeitsaspekte, die das Engineering maßgeblich beeinflussen.

„Unser Ziel war es, Entwickler:innen ein praktisches Werkzeug an die Hand zu geben, das sie befähigt, nachhaltige Produkte zu entwickeln“, sagt Stefan Pfeifer, Projektkoordinator vom Fraunhofer IEM.

Das Kompendium bietet Entwickler:innen eine klare Orientierungshilfe, welche Aspekte in den verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus – von der Produktidee über die Produktion bis hin zur Entsorgung – berücksichtigt werden müssen. Der End-to-End-Ansatz des Kompendiums stellt sicher, dass alle wesentlichen Nachhaltigkeitsfaktoren in die Entscheidungsprozesse einfließen.

„Durch die verschiedenen Ansätze und Lösungen des Kompendiums können Produktentwicklungen umweltfreundlicher gestaltet werden“, sagt Stephan Kunert, Projektleiter Diebold Nixdorf.

Nachhaltigkeitsaspekte im Engineering

Die Nachhaltigkeitsaspekte, die im Kompendium behandelt werden, umfassen ökologische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen. Dazu gehören unter anderem Ressourceneffizienz, Umweltschutz, wirtschaftliche Tragfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und ethische Überlegungen. Diese Aspekte leiten die Entwicklung von Produkten, die nicht nur technisch fundiert, sondern auch umweltverträglich und sozial förderlich sind.

„Durch die Integration dieser umfassenden Nachhaltigkeitsaspekte in den Entwicklungsprozess schaffen wir eine solide Basis für Entscheidungen, die nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch zukunftssicher sind“, sagt Kay Langhammer vom Wuppertal Institut.

Der umfassende Engineering-Begriff im Kompendium deckt die gesamte Bandbreite der Ingenieurstätigkeiten ab – von der Erfindung und dem Design bis hin zur Produktion und Verbesserung von Strukturen, Maschinen und Systemen. Dabei steht die Schaffung von Lösungen im Vordergrund, die die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen.

Regulatorische Treiber und Herausforderungen: Nachhaltigkeit als Pflichtprogramm

Die steigenden regulatorischen Anforderungen, etwa durch den European Green Deal oder die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), erhöhen den Druck auf Unternehmen, Nachhaltigkeit in ihre Entwicklungsprozesse zu integrieren.

„Ein Beispiel dafür ist die Verpflichtung, den CO2-Fußabdruck eines Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu dokumentieren“, sagt Pfeifer. Dies bedeute, dass Unternehmen nicht nur die Emissionen während der Produktion, sondern auch den Energieverbrauch und die Umweltbelastung durch Materialien, Transport und Entsorgung berücksichtigen müssen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, seien präzise und integrierte Nachhaltigkeitsstrategien notwendig, die alle Phasen der Produktentwicklung einbeziehen.

Das Kompendium unterstützt dabei, diese vielfältigen Anforderungen zu überblicken und gezielt umzusetzen. Es bietet eine wertvolle Orientierung, um Gesetze, relevante Faktoren und Messgrößen der Nachhaltigkeit effizient zu identifizieren und in den Entwicklungsprozess zu integrieren.

„Durch das Kompendium müssen Entwickler:innen weniger Zeit für die Recherche aufwenden und haben dadurch mehr Zeit für die nachhaltige Gestaltung ihrer Produkte“, erklärt Pfeifer.

Ergebnisse aus Forschung und Praxis

Das Kompendium basiert auf einer umfassenden Recherche sowie Experteninterviews und einer Umfrage, die das Projektteam im Dezember 2023 und Januar 2024 durchgeführt hat.

Diese gründliche Herangehensweise stellt sicher, dass das Kompendium fundierte und praxisnahe Informationen bietet, die Ingenieuren helfen, Nachhaltigkeit in ihre Projekte zu integrieren.

Wichtiges Werkzeug für nachhaltige Produktentwicklung

Das Projekt SLE wird vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und vom Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM), dem Wuppertal Institut und dem Heinz Nixdorf Institut mit den Industriepartnern Miele & Cie., Siemens, Diebold Nixdorf, Harting und Wago umgesetzt.

Mit dem Kompendium liefert das Projekt einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Produktentwicklung. Für Unternehmen, die Nachhaltigkeit von Anfang an in ihre Entwicklungsprozesse integrieren möchten, ist das Kompendium ein wichtiges Werkzeug.

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