
Aus der Forschung ins Unternehmen: it’s OWL Transfertag präsentiert wie der Technologietransfer funktioniert
Künstliche Intelligenz, Digitalisierung – und die Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick verlieren: Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist es nicht immer leicht, den Überblick über aktuelle Trends zu behalten, oder gar neue Technologien alleine einzuführen. Um Unternehmen bei den Herausforderungen zu unterstützen, gibt es in OstWestfalenLippe viele Transferangebote. Der it’s OWL Transfertag 2024 bot eine Plattform für den Dialog zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen und zeigte eindrucksvoll, wie der Transfer von Wissen und Technologien in die Praxis funktionieren kann.
Ob datengetriebene Optimierung von Fertigungsprozessen oder innovative Lösungen zur Unterstützung moderner Arbeitsweisen: An zwölf Projekten konnten sich die über 100 Teilnehmenden des Transfertags überzeugen, wie gut der Transfer aus der Forschung in den Mittelstand gelingt – und wie die Betriebe der Region damit wichtige Schritte der digitalen Transformation gehen.
„Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sind wichtige Schlüssel, um die Wettbewerbsfähigkeit des industriellen Mittelstands zu stärken. OstWestfalenLippe hat ein starkes Netzwerk und viele Angebote, um kleine und mittlere Unternehmen zu unterstützen. Das haben wir auf unserem Transfertag deutlich gesehen“, sagt Günter Korder, Geschäftsführer it’s OWL.
it’s OWL Projekte wie die Datenfabrik.NRW, das Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus und das Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL präsentierten neue neue Technologien und Anwendungen. Beispielsweise für Produktion und Logistik, für Kompetenzentwicklung und Personalentwicklung und für neue Formen der Zusammenarbeit.

Innovativer Technologietransfer: Berief Food setzt auf Process Mining
Ein Beispiel, das auf dem it’s OWL Transfertag besonders anschaulich die Möglichkeiten des Wissenstransfers verdeutlichte, war das it’s OWL Transferprojekt der Berief Food GmbH in Zusammenarbeit dem Fraunhofer IEM. Der Hersteller pflanzlicher Lebensmittel, wie Hafer- und Sojadrinks, stand vor einer doppelten Herausforderung:
Die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten steigt stetig, während gleichzeitig die Rohstoffkosten und der Wettbewerbsdruck zunehmen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzte Berief auf die Digitalisierung ihrer Produktionsprozesse – und nutzte dabei Process Mining als zentrale Methode.
Uns wurde schnell klar, dass diese Technologie enormes Potenzial für die Optimierung unserer Produktionsabläufe bietet.
Marvin Lanhenke, Solutions Architect bei der Berief Food GmbH
Process Mining ist ein Verfahren, das Daten aus IT-Systemen nutzt, um Geschäftsprozesse sichtbar zu machen und Potenziale für Optimierungen aufzudecken. In der Lebensmittelproduktion, wie bei Berief, bedeutet dies, dass die komplexen Abläufe – bei denen Rohstoffe wie Hafer oder Soja durch große Tanks und lange Rohrleitungen in 1-Liter-Kartons gefüllt werden – mithilfe von Sensordaten analysiert werden.
Von Inside it’s OWL zum Transferprojekt
Die Idee zu einem Projekt und der Kooperation mit dem Fraunhofer IEM entstand durch ein Webinar der Reihe ‚Inside it’s OWL‘. „Dort haben wir erste Einblicke in die Möglichkeiten von Process Mining erhalten. Uns wurde schnell klar, dass diese Technologie enormes Potenzial für die Optimierung unserer Produktionsabläufe bietet“, sagt Marvin Lanhenke, Solutions Architect bei der Berief Food GmbH.

Transferprojekt optimiert Produktionsplanung und Ressourceneinsatz
Die Herausforderung im Transferprojekt bestand darin, den vielschichtigen Prozess der Berief Food GmbH vollständig zu erfassen. Hier kam Process Mining ins Spiel: Die Maschinendaten aus den Produktionsanlagen wurden in ein sogenanntes Event Log umgewandelt.
Ein Event Log ist eine Art Protokoll, das alle relevanten Ereignisse und Datenpunkte im Produktionsablauf aufzeichnet. Diese Daten wurden dann genutzt, um die Bewegungen der Rohstoffe innerhalb der Anlage zu analysieren. Dabei ging es beispielsweise um die Frage: Werden Rohstoffe unnötigerweise bewegt oder lagern sie zu lange in den Tanks?
Dieser Erfolg zeigt, wie wichtig es ist, den Datenschatz in Unternehmen zu heben und gezielt für Prozessoptimierungen einzusetzen.
Jonathan Brock, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IEM
„Unsere Aufgabe war es, Berief Food bei der Nutzung ihrer Maschinendaten zu unterstützen und diese in verwertbare Informationen umzuwandeln. Durch die Visualisierung und Analyse der Produktionsprozesse konnten wir gemeinsam konkrete Verbesserungen identifizieren und sofort umsetzen. Dieser Erfolg zeigt, wie wichtig es ist, den Datenschatz in Unternehmen zu heben und gezielt für Prozessoptimierungen einzusetzen“, sagt Jonathan Brock, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IEM.
Mit der Analyse konnte Berief Schwachstellen in der Produktionsplanung identifizieren und wertvolle Einsichten darüber gewinnen, wie Ressourcen effizienter eingesetzt werden können.
Unternehmen lobt it’s OWL Projekt
Das Projekt war aus Sicht von Berief ein voller Erfolg, wie Marvin Lanhenke, Solutions Architect bei der Berief Food GmbH, betont: „Durch den Einsatz von Process Mining haben wir einen datenbasierten Überblick über unsere internen Abläufe gewonnen. Wir konnten wertvolle Einsichten darüber gewinnen, wie wir unsere Prozesse weiter optimieren und Ressourcen effizienter einsetzen können. Diese evidenzbasierten Erkenntnisse ermöglichen es uns, unsere Produktionskosten zu senken, ohne Abstriche bei der Qualität unserer Produkte zu machen.“
Das Beispiel der Berief Food GmbH zeigt eindrucksvoll, wie der Transfer von digitalen Technologien und Know-how mittelständische Unternehmen unterstützt, sich in einem wettbewerbsintensiven Markt zu behaupten. Dabei profitieren Unternehmen bei it’s OWL von einer Kooperation auf Augenhöhe mit der jeweiligen Forschungseinrichtung.
„Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IEM über it’s OWL war von Anfang an unkompliziert und äußerst lösungsorientiert. Wir haben gemeinsam an den Herausforderungen gearbeitet und konnten so schnell umsetzbare Lösungen entwickeln“, sagt Lanhenke.
it’s OWL bietet Plattform für Technologietransfer
Neben den vorgestellten Projekten bot der Transfertag Raum für Gespräche und Diskussionen. Die Vertreter:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit, sich über Erfahrungen auszutauschen und neue Kooperationsmöglichkeiten zu entdecken.
Es wurde deutlich, dass OWL mit seiner starken Vernetzung in der Region bereits heute Vorreiter im Technologietransfer ist. Die OstWestfalenLippe GmbH und it’s OWL bieten dabei Plattformen, die den Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren fördern und den Mittelstand auf dem Weg der Transformation begleiten.
„Die Diskussionen und Gespräche haben gezeigt, dass wir in OWL jetzt unsere Kräfte noch stärker bündeln und neue Wege gehen müssen. Mit neuen Projekten, Angeboten und Formaten. Unser starkes Transfernetzwerk aus Wirtschaftsförderungseinrichtungen, Kammern, Innovationsnetzwerken, Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist die Basis dafür“, sagt Wolfgang Marquardt, Leiter PR und Marketing it’s OWL und Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH.