Digitaler Produktpass wird kontrovers diskutiert

23 Vertreterinnen und Vertreter von 10 Unternehmen und 4 Forschungseinrichtungen kamen zum 2. Treffen des Industriearbeitskreises im Rahmen des it’s OWL Projektes ‚DualStrat – Strategisches Management der Dualen Transformation‘ am 12. März 2024 bei der Böllhoff Gruppe in Bielefeld zusammen. Im Mittelpunkt stand der Digitale Produktpass.

In den vergangenen Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit an Fahrt gewonnen und die Böllhoff Gruppe hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt.

Im Bereich „Planet“ wird eine CO2-Neutralität in den Scopes 1 & 2 bis 2030 angestrebt. Ein Fokus liegt dabei auf dem Einsatz erneuerbarer Energien. Böllhoff wird in die Bemühungen die gesamte Wertschöpfungskette integrieren, um eine konsequente Emissionsreduktion und Materialeffizienz zu gewährleisten. Im Bereich „People“ wurde die ISO 45001-Zertifizierung auf die Produktionsstandorte in Deutschland ausgeweitet. Im Bereich „Partnership“ soll das ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefördert und das internationale Engagement verstärkt werden.

Die Nachhaltigkeitsziele der Böllhoff Gruppe. Foto: Böllhoff Gruppe

Auch die Optimierungspotenziale in der Verbindungstechnik spielen eine wichtige Rolle. Nachhaltigkeit wird gemeinhin mit Begriffen wie „langlebig“, „umweltverträglich“, „ressourcenschonend“ oder „wiederverwendbar“ assoziiert. All diese Eigenschaften treffen uneingeschränkt auch auf eines der meistverwendeten Verbindungselemente zu: die Schraube.

Die Böllhoff Gruppe (gegr. 1877) ist weltweit Partner für 360° Verbindungstechnik mit Montage- und Logistiklösungen. Am Stammsitz in Bielefeld sowie im weltweiten Unternehmensverbund sind knapp 3.400 Mitarbeitende beschäftigt. In 2023 wurde ein Umsatz von ca. 809 Mio. € erzielt. Das Sortiment erstreckt sich von der Standardschraube nach DIN- und ISO-Spezifikation über Spezialverbindungselemente wie den HELICOIL® Drahtgewindeeinsatz bis hin zu Montagesystemen.

Zahlreiche Dienstleistungen rund um die Verbindungstechnik komplettieren das Portfolio: von Verbindungsprüfungen im akkreditierten Labor über die anwendungstechnische Beratung bis hin zur wirtschaftlichen Belieferung mit Verbindungselementen in den unterschiedlichsten Branchen wie Automotive, Luft- und Raumfahrt, Energie, Maschinenbau und Kunststofftechnik.

So Nachhaltigkeit können Schrauben sein

Schrauben werden in hochwirtschaftlicher Weise im Kaltumformverfahren hergestellt. Im Fertigungsprozess muss nur wenig Energie eingebracht werden, gleichzeitig geht kaum Rohmaterial verloren. Das Lösen und Wiederverwenden einer Schraube ist ebenfalls problemlos möglich – eine passende Auslegung der Verbindung vorausgesetzt. So kann nicht nur eine bereits montierte Baugruppe wieder abgelöst und anschließend wiederverwendet, repariert oder fachgerecht recycelt werden. Auch die Schraube selbst kann zum Ende ihrer Lebenszeit einfach in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Soweit die Grundeigenschaften dieser kleinen Elemente in Sachen Nachhaltigkeit. In der Praxis ergeben sich zusätzliche Potenziale durch das optimale Auslegen von Verbindungen. Eine Funktionsoptimierung sorgt häufig dafür, dass mit weniger unterschiedlichen sowie kleiner dimensionierten Verbindungselementen als zuvor – und damit weniger Material und Ressourceneinsatz – eine ebenso stabile Verbindung erzielt werden kann. Auch kleinere Bauteil-Abmessungen sowie Gewichtseinsparungen sind so realisierbar.

Das macht den Digitalen Produktpass aus

Schwerpunktthema des Treffens war die Beschäftigung mit dem Digitalen Produktpass (DPP), der auch der Fokus von Böllhoff im Projekt DualStrat ist. Der DPP ist ein Konzept zur Sammlung und zum Austausch von produktbezogenen Informationen entlang des Produktlebenszyklus. Der DPP verfolgt das Ziel, eine umfassende und leicht zugängliche Quelle von Produktinformationen darzustellen, u.a. mit Blick auf die Förderung der Nachhaltigkeit, die Verbesserung der Recycling- und Wiederverwendbarkeit und die Erhöhung der Transparenz und Effizienzsteigerung innerhalb der Lieferkette. Er ist eng mit dem Vorschlag zur neuen Ökodesignverordnung für nachhaltige Produkte (ESPR – Ecodesign for Sustainable Products Regulation) verbunden. Dabei sollen relevante Informationen und Daten je nach Branche und Produkt definiert werden. Der digitale Produktpass soll erstmalig für Industriebatterien im Februar 2027 zur Anwendung kommen.

Einige Unternehmen stehen beim Thema Digitaler Produktpass noch relativ am Anfang, andere sind bereits weiter fortgeschritten. Kontrovers diskutiert wurde die Frage, inwieweit der Produktpass dazu führen kann, Produkte tatsächlich zu verbessern oder ob der Hauptnutzen eher in der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen gesehen wird.

Über den Industriearbeitskreis

Seit Herbst 2023 verantwortet InnoZent OWL e.V. einen kostenfreien Industriearbeitskreis zum Thema „Strategisches Management der Dualen Transformation“. Insbesondere produzierende Unternehmen aus allen Branchen sind herzlich eingeladen, sich über einen Zeitraum von 2,5 Jahren im Rahmen von 4-5 Treffen zu ihrer Strategieentwicklung auszutauschen und gleichzeitig von den Forschungs- und Praxisergebnissen des Projektes zu profitieren.

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