Arbeitsgestaltung: Diese Faktoren sorgen für mehr Zufriedenheit

Digitale Assistenzsysteme unterstützen Benutzer:innen bei der Ausführung einer Tätigkeit indem zusätzliche Informationen bereitgestellt werden. Auch Sie haben solche Systeme sicherlich schon genutzt, beispielsweise wenn das Navi den Weg zum Ziel lotst oder Siri die Wettervorhersage vorliest. Auf der Arbeit kommen Assistenzsysteme ebenfalls zum Einsatz, mit dem Ziel die Tätigkeit gesundheitsförderlicher oder effizienter zu gestalten, indem zum Beispiel Arbeitsschritte in der Montage angeleitet werden. Ein weiterer Einsatzbereich in Unternehmen ist auch die technische Ausbildung, wie sie im it’s OWL Projekt ‚iAtA‘ momentan umgesetzt und wissenschaftlich begleitet wird. Doch welche Auswirkungen hat die Einführung eines solchen Systems auf die Auszubildenden, die Ausbilder:innen und die Arbeit in der Ausbildungswerkstatt und welche Faktoren sorgen für Motivation und Zufriedenheit der Auszubildenden?

Worum geht es im Projekt iAtA?

Im Innovationsprojekt iAtA (intelligente Assistenz für die technische Ausbildung) wird ein plattformbasiertes Assistenzsystem entwickelt, in dem die Inhalte über Augmented Reality (AR) vermittelt werden. So können lernrelevante Informationen in Echtzeit über eine AR-Brille oder ein Tablet im Sichtfeld der Auszubildenden angezeigt werden und damit die tiefere Verarbeitung der Lerninhalte gefördert werden. Im interdisziplinären Team arbeiten daher sowohl das System Engineering als auch die Bildungspsychologie, um das Zusammenspiel von Pädagogik und Technik zu optimieren.

Gleichzeitig kann der Einsatz dieser Technologien aber auch die Arbeit in der Ausbildung an sich verändern und stellt Auszubildende und Ausbilder:innen vor neue Anforderungen. Um diese Veränderungen im Projektverlauf abzubilden und den Einführungsprozess zu begleiten, untersucht das Team der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Bielefeld auch die Arbeitsgestaltung und die sich verändernden Anforderungen in der technischen Ausbildung.

Was ist eigentlich Arbeitsgestaltung?

Die Arbeitsgestaltung strebt das optimale Zusammenspiel von Arbeitsbedingungen, -aufgaben und -methoden unter Berücksichtigung der allgemeinen Arbeitsumgebung an. Dabei werden klassischer Weise vier Arten von Merkmalen der Arbeitsgestaltung unterschieden, die sich messen und verändern lassen: Aufgaben- und Wissensmerkmale, Soziale und Kontextuelle Merkmale. Insgesamt ist das Ziel die Arbeit sowohl produktiv, aber insbesondere auch persönlichkeits- und lernförderlich zu gestalten. Arbeitsgestaltung ist daher auch ein wichtiger Prädiktor für viele arbeitsbezogene Einstellungen. Zum Beispiel führt diese Art positiver Arbeitsgestaltung auch zu höherer Arbeitsmotivation oder Zufriedenheit der Mitarbeitenden. [1]

Diese Faktoren sorgen für Motivation und Zufriedenheit

In einem ersten Erhebungszeitpunkt haben wir bei unseren Projektpartnern 69 Auszubildende und 15 Ausbilder:innen zur aktuellen Arbeitsgestaltung, -motivation und -zufriedenheit befragt. So konnten wir auf der einen Seite eine Baseline etablieren, um durch die Technologieeinführung verursachte Veränderungen zukünftig abbilden zu können, auf der anderen Seite können wir so bereits Rückschlüsse für die Gestaltung und den Einführungsprozess der Technologie generieren.

In der Analyse der Befragungsergebnisse konnten wir so fünf Merkmale der Arbeitsgestaltung identifizieren, die für die Motivation und Zufriedenheit der Auszubildenden aktuell von besonderer Bedeutung sind [2]. Zum einen spielen klassische arbeitspsychologische Faktoren eine Rolle: Je höher die Aufgabenvielfalt (z.B. Einsatz verschiedener Fähigkeiten) , die Anforderung an die Informationsverarbeitung (z.B. Umfang und Komplexität benötigten Wissens) und die Rückmeldung durch die Tätigkeit (z.B. Aufgabe lässt Rückschlüsse über Performance zu) sind, desto zufriedener und motivierter waren die Auszubildenden im Projekt iAtA mit ihrer Tätigkeit. Dazu kommen noch physische Aspekte wie ein ergonomischer Arbeitsplatz und geringere physische Anforderungen, die sich ebenfalls positiv auswirken.

 

Übersicht über die Ergebnisse der ersten Erhebung der Arbeitsgestaltung bei den Auszubildenden. (Quelle: Eigene Abbildung)

 

Bedeutung der Ergebnisse für den Projektverlauf

Die Analyse der Arbeitsgestaltung und der gestellten Anforderungen bereits vor der Technologieeinführung hat bereits jetzt den Projektablauf gestärkt – gerade auch aus den beteiligten Unternehmen kam positive Resonanz. So fühlen wir uns darin bestärkt, dass die intensive Auseinandersetzung mit Faktoren der menschenzentrierten Technologieeinführung sowohl für unser Projekt zentral war, aber auch für zukünftige – oder Ihr Projekt – einen wichtigen Baustein darstellen kann. Aus wissenschaftlicher Perspektive bringt die Analyse der Veränderungen nach der Technologieeinführung einen weiteren Mehrwert zum Themenfeld Technologie bei der Arbeit, den wir in der verbleibenden Projektlaufzeit anstreben.

 

Literaturangaben:

Bödding, R., Bentler, D. & Maier G. W. (2023). Arbeitsgestaltung in der technischen Ausbildung – Eine Bestandsaufnahmen und Zukunftsperspektiven. In: Nachhaltig Arbeiten und Lernen. Analyse und Gestaltung lernförderlicher und nachhaltiver Arbeitssysteme und Arbeits- und Lernprozesse. Gesellschaft für Abreitswissenschaften e.V. https://pub.uni-bielefeld.de/record/2969374

Humphrey, S. E., Nahrgang, J. D., & Morgeson, F. P. (2007). Integrating motivational, social, and contextual work design features: A meta-analytic summary and theoretical extension of the work design literature. Journal of Applied Psychology, 92(5), 1332–1356. https://doi.org/10.1037/0021-9010.92.5.1332

Parker, S. K. & Grote, G. (2022). Automation, Algorithms, and Beyond: Why Work Design Matters More Than Ever in a Digital World. Applied Psychology, 71(4), 1771-1204. https://doi.org/10.1111/apps.12241


[1] Humphrey (2007), Parker & Grote (2022)

[2] Für eine detaillierte Übersicht: Bödding, Bentler & Maier (2023)

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