Digitale Lernplattformen: Das gilt es zu beachten

Digitalisierung erfordert neue Kompetenzen. Die Kernaufgabe wird es sein, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell und bedarfsgerecht mit Fähigkeiten für eine digitalisierte Arbeitswelt auszustatten.​ Eine gestiegene Digitalisierungsdynamik und nicht zuletzt die durch Corona bedingten Einschränkungen haben den Ruf nach digitalen Plattformen, welche einen zeit- und ortsunabhängigen Kompetenzaufbau ermöglichen, verstärkt. Doch welche Anforderungen sind beim Aufbau einer solchen Lernplattform zu berücksichtigen? Und was ist bei der Konzeption zu beachten, damit ein akzeptiertes und zielgerichtetes Lernangebot entsteht? Im Rahmen des Arbeitspakets 2 des Projekts „it’s OWL AWARE-Arbeit 4.0“ wurde eine unternehmensübergreifende Lernplattformen prototypisch entwickelt und getestet. Die Arbeit im Projekt liefert nun erste Erkenntnisse und Anwendungswissen für eine zukünftige Implementierung in vielen Unternehmen.

Digitale Lernplattform als MOOC

In Zusammenarbeit mit dem Industriepartner Benteler wurden zunächst Kompetenzanforderungen auf Seiten der Mitarbeitenden analysiert. Es zeigte sich, dass vor allem die IT-Kompetenzen, Medien- und Fachkompetenzen als Kernkompetenzen sowie Prozessanalysefähigkeiten und Strukturierungsfähigkeiten im Rahmen der Digitalisierung für die Benteler-Mitarbeitenden benötigt werden. Inhaltlich wurde mit Benteler ein priorisierter Schulungsbedarf für den Personalbereich zum Thema „Kritische Mitarbeitergespräche führen“ festgestellt. Für die Umsetzung eines darauf bezogenen Lernangebots zeigte sich, dass die Beschäftigten nicht nur Angebote für selbstgesteuertes Lernen wünschen, sondern auch in ihrem Lernverhalten und dessen Weiterentwicklung unterstützt werden wollen.

Das auf Basis der Ist-Analyse entwickelte Schulungskonzept wurde in einen Massive Open Online Course (MOOC) integriert, welcher über den Plattformanbieter iversity zugänglich gemacht wurde. Der MOOC wurde thematisch in sieben Kapitel unterteilt, wobei aufwändig produzierte Lernvideos zum Thema „Kritische Mitarbeitergespräche“ einen zentralen Baustein bildeten. Darüber hinaus wurde der MOOC mit themenbezogenen Medien in Form von ausgewählten Texten, Bildern, und interaktiven Aufgaben angereichert. Dies entsprach den Wünschen der Mitarbeitenden, insbesondere nach Selbstevaluation und der Nutzung unterschiedlicher Vermittlungsmedien.

 

Erkenntnisse aus der Evaluation

Der im Projekt prototypisch implementierte MOOC wurde anschließend durch eine Testgruppe von 37 Personen evaluiert. Der MOOC wurde von über 80% der Befragten als vorteilhaftes Lernangebot wahrgenommen. Jedoch sehen knapp 30% auch gewisse Risiken mit der Nutzung des MOOCS verbunden. Dies weist auf die Bedeutung datenschutzrelevanter Aspekte und einer transparenten Kommunikation bei der Einführung einer Lernplattform hin, um eine hohe Akzeptanz des Angebots sicherzustellen. Der MOOC wurde als technisch niedrigschwellige und effektive Möglichkeit des Wissensaufbaus wahrgenommen, über 75% der Befragten haben in einzelnen Themengebieten zumindest einen teilweisen Lernerfolg festgestellt.

In der Nutzung sind den Teilnehmenden eine intuitive Navigation, abwechslungsreiche Lernelemente und ein kostenloser Zugang besonders wichtig. Insbesondere tragen die interaktiven Lernaufgaben zur Lernmotivation im MOOC bei, in Bezug auf die Beliebtheit der verschiedenen Formate rangieren sie noch vor den Lernvideos. Durch die Erstellung der Lernvideos wurde wesentlich Know-How aufgebaut, was durch einzelne Verbesserungsvorschläge der Teilnehmenden zusätzlich angereichert wurde. Durch den Einbezug von Fallbeispielen (z.B. Videos zu Mitarbeitergesprächen) und von praktischen Anwendungsaufgaben könnte der Lernerfolg aus Sicht der Nutzer/-innen zukünftig noch vergrößert werden. Insgesamt geben 70% der Befragten eine Nutzungsabsicht für die Zukunft an, was die hohe Bedeutung von digitalen Formaten wie MOOCs für eine moderne Personalentwicklung unterstreicht.

 

Den Aufbau einer digitalen Lernplattform richtig angehen

Zur nachhaltigen Anwendbarkeit des entwickelten Vorgehens, wurde ein Leitfaden in Form eines Phasen-Meilensteinmodells erarbeitet. Dieser beschreibt die notwendigen Phasen, sowie die einzelnen Aufgaben und verwendeten Methoden, die erforderlich sind, um eine digitale Lernplattform erfolgreich aufzubauen: von der Identifikation des Schulungsbedarfes bis hin zur Verstetigung im Unternehmen. Darüber hinaus besteht für die die interessierte Öffentlichkeit weiterhin die Möglichkeit, auf den MOOC und die Lerninhalte über die Lernplattform iversity auch nach Projektende frei zuzugreifen (Link zum MOOC). Mit der Offenlegung der MOOC-Gestaltung in Verbindung mit den Evaluationsergebnissen wird der Transfer in vergleichbare Vorhaben bei anderen Firmen unterstützt.

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