Zirkuläre Produktentstehung: Neue Systematik unterstützt Unternehmen bei der Transformation

Durch den wachsenden Druck von Regulierungen, Kunden und Umweltauflagen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Produktentwicklung grundlegend neu zu denken. Das it’s OWL Projekt Zirkupro bietet dafür eine praxisnahe Lösung: Ein strukturiertes Vorgehensmodell gepaart mit einem umfangreichen Methoden-Koffer, der Unternehmen hilft, nachhaltige Produkte effizient zu konzipieren und umzusetzen. Die Kombination dieser beiden Werkzeuge ermöglicht es, Kreislaufwirtschaft gezielt in den Entwicklungsprozess zu integrieren – und das von Anfang an.

Um Unternehmen eine klare Herangehensweise zu bieten, hat das Projektteam ein Vorgehensmodell entwickelt, das den gesamten Prozess der zirkulären Produktentstehung in fünf Phasen unterteilt:

  1. Initiierung – Grundlagen für die zirkuläre Produktentstehung schaffen.
  2. Potenzialfindung – Identifikation von Optimierungsmöglichkeiten zur Steigerung der Zirkularität.
  3. Lösungskonzipierung – Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Umsetzung.
  4. Evaluierung – Bewertung der Lösungen unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten.
  5. Implementierung – Einführung der erfolgreich evaluierten Lösungen in die Praxis.

Jede Phase enthält definierte Tätigkeiten und wird durch Meilensteine strukturiert, die die Erreichung der gesetzten Ziele sicherstellen.

Der ZirkuPro-Methoden-Koffer: Praktische Unterstützung für Unternehmen

Ein zentrales Hilfsmittel der Systematik ist der ZirkuPro-Methoden-Koffer, eine Sammlung von 21 bewährten und neu entwickelten Methoden, die Unternehmen gezielt in den verschiedenen Phasen des Vorgehensmodells unterstützen.

Der Methoden-Koffer wurde auf Basis umfangreicher Recherchen sowie einer Interviewstudie mit Fachpersonen entwickelt. Der resultierende Koffer umfasst insgesamt 21 Methoden, die sowohl bewährte Ansätze aus der Praxis als auch eigens entwickelte Ansätze zur Unterstützung der zirkulären Produktentstehung beinhalten.

„Eine besondere Herausforderung bestand darin, die 21 Methoden übersichtlich und strukturiert darzustellen, um eine gezielte und effektive Auswahl der passenden Methoden zu ermöglichen. Um dies zu gewährleisten, wurden die Methoden nach den einzelnen Phasen des Produktlebenszyklus geordnet, in denen ihre Anwendung relevant ist. Dabei werden Methoden für die Produktplanung, die Entwicklung, die Produktion, die Nutzung und die Rückführung bereitgestellt“, sagt Luca Twardzik, Projektkoordinator vom Fraunhofer IEM.

So umfasst die Produktplanungsphase beispielsweise Methoden zur Entwicklung von Geschäftsmodellen, in der Entwicklungsphase kommen Methoden zur Unterstützung einer zirkulären Produktgestaltung zum Einsatz, und in der Nutzungsphase werden Methoden angeboten, die beispielsweise Erkenntnisse zur Reparaturfähigkeit liefern.

Außerdem sind die Methoden neben der Einordnung ihrer Anwendung im Produktlebenszyklus auch nach ihrer Zielsetzung kategorisiert: Methoden zur Potenzialfindung, Lösungskonzipierung und Evaluierung.

„Damit sind die Zielsetzungen direkt mit den Phasen des Vorgehensmodells verknüpft, sodass die Methoden gezielt in den jeweiligen Phasen angewendet werden können“, sagt Twardzik.

Methoden mit der Zielsetzung der Potenzialfindung können beispielsweise in der gleichnamigen Phase des Vorgehensmodells eingesetzt werden, um die Identifikation von Chancen zur Verbesserung der Zirkularität zu unterstützen. Zusätzlich wurde für jede Methode ein eigener Methodensteckbrief entwickelt, der die jeweilige Methode auf einen Blick vorstellt und ihre Anwendung sowie Zielsetzung klar und verständlich macht.

Unternehmen erhalten so eine gezielte Unterstützung bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte.

Systematische Unterstützung für die zirkuläre Produktentstehung: Die Grafik zeigt die Phasen des Produktlebenszyklus – von der Planung über Entwicklung und Produktion bis hin zur Nutzung und Rückführung. Der ZirkuPro-Methoden-Koffer ordnet verschiedene Methoden gezielt diesen Phasen zu, um Unternehmen bei der Umsetzung zirkulärer Wertschöpfung zu unterstützen.

Erfolgreiche Anwendung in der Industrie

Die Systematik wurde im Projektkonsortium bereits erfolgreich getestet. Unternehmen konnten gezielt Methoden aus dem ZirkuPro-Methoden-Koffer auswählen und in den einzelnen Phasen des Vorgehensmodells einsetzen.

Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist die CP contech electronic GmbH. Das Unternehmen hat mehrere Methoden aus dem Methoden-Koffer implementiert und in den eigenen Produktentstehungsprozess integriert. „Die Ergebnisse waren durchweg positiv“, sagt Twardzik.

Sven Peiffer, Leiter Produktentstehung bei CP contech electronic GmbH, bestätigt: „Dank der systematischen Vorgehensweise und der gezielten Anwendung der Methoden aus dem ZirkuPro-Methoden-Koffer haben wir wertvolle Impulse zur Steigerung der Zirkularität in unserem Produktentstehungsprozess erhalten. Die Integration dieser Ansätze wird es uns ermöglichen, künftig zirkuläre Produkte für und mit unseren Kunden zusammen zu entwickeln und damit aktiv zur Kreislaufwirtschaft beizutragen.“

Fazit: Ein praxisnahes Werkzeug für die Industrie

Mit der entwickelten Systematik aus Vorgehensmodell und Methoden-Koffer steht Unternehmen ein ganzheitliches Instrument zur Verfügung, um die zirkuläre Produktentstehung effektiv umzusetzen.

Die enge Verzahnung der beiden Elemente erleichtert den praktischen Einsatz und bietet eine strukturierte, zielgerichtete Herangehensweise. Unternehmen können damit aktiv zur Kreislaufwirtschaft beitragen und nachhaltige, innovative Produkte entwickeln.

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